- Jerry Rubin
- 1971
- Do it!
- LitN:Ru71.pdf
Scenarios für die Revolution
Er war ein bürgerliches Kind Amerika. Der Rock brachte seinen Körper in Bewegung und trennte ihn von der amerikanischen Wohlanständigkeit und Gesellschaft. Che erklärte ihm dann, dass er die Revolution in Amerika schlagen müsse, inmitten der Bestie. Als die Studenten ihre Macht entdeckten, begannen sie ihren Kampf der weissen Mittelstands jugend, das Free Speech Movementwar ihre Organisation. Die Hippykai tur entwickelte sich und die ersten Unterdrückungen durch das Esta blishment wurden sichtbar. Die Jugendkultur sollte vom Universitäts gelände verschwinden, darum wurden Rädelsführer bezeichnet und ver haftet, dass brachte ihnen aber nun auch die Sympathie der anständi gen Studenten ein. Widerstandskämpfe und -demonstrationen wurden schon zum Teil Selbstzweck. Mit ungeheurem Aufwand brachten sie einen Mili tätzug zum Anhalten und feierten diesen Zwischenfall als Stoppung der Kriegsmaschine. Ein Aufmunterungszeichen: kleine Aktionen errangen durch einfache a bergeniale Taktiken Erfolge. Einige Grossdemonstra tionen fanden noch statt, erreichten ihr Ziel aber nicht und während der nächsten zwei Jahren wurde nur noch Liebe gemacht.
Jerry versuchte Bürgermeister zu werden, obwohl er seinen eigenen Lebensstil verleugnete, schiffte er ab, er sah darin einen Beweis, dass man mit Ehrlichkeit nicht eine Wahl gewinnen könne, dass das System unfähig sei, durch sich selbst verändert zu werden. Dann or ganisierten sie ein be-in, ohne dass jemand gewusst hätte, was da s sei: es war das Leben eines neuen Lebensstil: Revolution bedeutet neu es Leben. Indem sie ein Gerichtsgebäude in einem Spektaktel verwandeln erreichen sie immerhin, dass die Verhandlungen abgebrochen wurden... Das Pentagon sollte lahmgelegt werden, es wurden zwar Siege gefeiert, aber ausser ein paar Schmierereien störte das den Geschäftsablauf überhaupt nicht, die Demonstration kam nur wegen der geschickten Tak tik der US Behörden zustande. Der Yippie wurde geboren, ein Nicht Systemmensch. Die Vertreter der offiziellen KP kommen nicht mehr mit, ihr stures zweiklassenschema hat gewisse Mängel. Die Droge sei ein Wa hrheitsserum verstärke die Gemeinschaft und das Gute, sie sei die Triebkraft der Revolution. Die Wahrheit, die Revolution spielt sich in der Spontanität ab. Die Spontanität ist wahr und richtig.
Das Fernsehen ist die wichtigste Waffe der Revolution, mit ihm erreicht man die Massen, darum muss man mit extremen Mitteln vorgehen, da da s Bild den Mythos schafft, während der Ton verschwindet, Jerry möchte den Sex ind den amerikanischen Mittelstand tragen, in gleich zeitig verboten hatten, um den Mittelstand zutodezuficken, und damit auch den Vietnamkrieg, der einem sexuellen Minderwertigkeitskomplex ents pringt. Die Revolutionsparteien beschäftigen sich mit langweili gen Versammlungen, sie machen keine spontane, totale einfache Revo lution, die auch die Arbeiter und alle ihre Akteure verstehen, die Yipiies bringen das fertig, weil sie nicht ins Schema passen. Die ganze amerikanische Kultur ist auf das Geld ausgerichtet, das Geld ist ihre Droge, Geld ist alles, ist sakrosankt. Das wesentliche der Revolution ist nicht ihr Ziel, sondern ihre Methode, es gibt keine falsche Taktik, scheisst die Bürger an!, sie verbinden die Yppies, und trennen sie von den Mittelstandsbürgern. Die Revolution ist ein Theater, sie soll soviele Menschen wie möglich in andere Rollen schlüpfen lassen sie schockieren und ihnen die Angst und Verklemmt heit aus treiben, indem sie selbst mitmachen.
Nicht alle verstanden ironische Demonstrationen, die die Yippies mit der grössten Begeis terung durchführten, auch nicht für die Rechts radikalen, die ihnen ihre Taktik vorzeichneten, die Rechten wiesen durch ihr Geplärr über die Gefahren den Revolutionären den Weg. Die Ermordung Kennedys durch einen Amerikaner, den die Umwelt schon seit seiner Geburt laufend ermordete. Er zerstörte damit den Mythos der reichen Ameri kanischen Welt. Die Verhaftung Jerrys und seine Verhand lung zeichnen die Polizei Amerikas als brutal, beschränkt und schlä gerisch, die Justiz als ein Affentheater. Jeder der die bürgerliche Welt schockt empfindet ihre Sympathien, während sie herrlich verückte Pläne Schmieden mit viel Begeisterung und noch mehr Illusionen. Jedes ungeschickte Verhalten der Gegner wird als eigener Sieg gross herausgestrichen, selbst konnte man tun was man wollte, alles war rich tig. Das Mittel ist das allein wesentliche, Ziele gibt es fast keine. Herrliche Metaphern auf die amerikanische Demokratie werden erfunden und gross inszeniert, dabei wird immer mehr polarisiert. Die Presse und grossprecherische Polizeispitzel leisteten hervorragende Publikation dienste und zeigten den Yippies, wie ihr Ideal noch ein bisschen besser aussah,
(ich lasse die Kapitel 32 - 40 aus)
Die Jugendlichen werden Amerika erneuern, es unterschätzt ihre Kräfte, die braven gewaltlosen Demonstrationen sind vorbei, die rfahrung hat gezeigt, dass sie nutzlos sind. Amerikan wehrt sich mit allen Mitteln, a ber es hat sowenig Chancen wie gegen die Barfüssigen Vietcongs. Die Einigkeit macht die Hippies stark, sie werden immer mit den gleichen Mitteln zurückgeben und dazu noch eigene, originelle Kamfpmethoden anwenden. Die Jugendlichen weisen die Diskussionen etc. zurück, es sind reine Zeitverschwendungen, nur die Tat ist wirksam. Alle Taktiken unterstützen die Yippies, sie wollen Menschen schaffen, die einfach da s System verneinen und radikal das Gegenteil tun. Die Jugend wird nicht mehr von den Institutionen geformt sondern von allen Hyppies Popmusikern und Revolutionären. Die Front in Amerika sind nicht die Flugblattverteiler, sondern die obszönen, freien Hiyppies. Die morali schen Appelle werden es nicht fertig bringen, das der Durchschnitts amerikaner seinen fetten Wanst aus dem Fauteuil hebt, nur durch die gewalttätige Aktion, durch die Strassenkämpfe ist etwas zu erreichen.
Die Revolution wird um sich greiffen, alle Kriese in einen gewalt tätigen, aber schon zum Voraus entschiedenen Kampf locken, Generale werden überlaufen und eine Welt wird entstehen in der alle Menschen glücklich und frei, ohne Eigentum glücklich vögeln, bauern und Drogen konsumieren werden.