Ec17: Ecoplan/SECO. Die Entwicklung atypisch-prekärer Arbeitsverhältnisse in der Schweiz. 2017
- Ecoplan im Auftrag des SECO
- Die Entwicklung atypisch-prekärer Arbeitsverhältnisse in der Schweiz.
- Nachfolgestudie zu den Studien von 2003 und 2010, unter Berücksichtigung neuer Arbeitsformen.
- 2017
- LitD:Ec17.pdf
- SECO link
Kurzfassung
1. Einleitung
2. Atypische und atypisch-prekäre Arbeitsverhältnisse
Definitionen von atpischen und atypisch-prekären Arbeitsverhältnisse mit Literaturvergleich (ILO usw.)
- traditionelle Arbeitsverhältnis als «stabile, sozial abgesicherte, abhängige Vollzeitbeschäftigung, deren Rahmenbedingungen (Arbeitszeit, Löhne, Transferleistungen) kollektivvertraglich oder arbeits- und sozialrechtlich auf einem Mindestniveau geregelt sind
- nichttraditionell: Selbständigerwerbende, eschäftigte in befristeten Arbeitsverhältnissen, Temporärbeschäftigte, Teilzeitbeschäftigte plus Arbeit auf Abruf, Praktika
- prekär: höhere Unsicherheiten (gegen traditionell) für – Arbeitsplatzsicherheit, Einkommen, Arbeitszeit, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Sozialversicherungsschutz, Aus- und Weiterbildung, Gewerkschaftliche Vertretung und andere fundamentale Prinzipien und Arbeitsrechte
- also Risikoverlagerung und hoffentlich Produktionssteigerung. Für Arbeitnehmer enscheidend: wie wird kompensiert und geschieht das freiwillig?
Statistiken
3 Methodische Grundlage der empirischen Analyse
- SAKE schweizerische Arbeitskräfteerhebung des Bundesamt für Statistik seit 1991, mit Bruch 2010 (andere Variabeln, viertel statt einmal jährlich, ...)
- SESAM Syntheseerhebung soziale Sicherheit und Arbeitsmarkt - erweitert SAKE um SozialversicherungsInfos
4 Entwicklung atypisch-prekärer Arbeitsverhältnisse in der Schweiz
Statistiken über Jahre, Arbeitsverhältnis, Branchen, Regionen, 2-3 mal mehr Frauen, höchster Anteil bei Jungen (15-24) und 65+, Bildung: Sekundär I und II doppelt so hoch wie tertiär, Dauer: ist oft Erwerbseinstieg, innerhalb 1-2 Jahre wechselt ein grosser Teil aus atypisch-prekär in nicht/weniger prekär und 20-30% in Erwerbslosigkeit
SoloSelbständige (ohne Angestellte) gelten als Indikator für Plattformbeschäftigung 2004-16 blieb bei 6.5%. Anteil wächst im Alter. Höherer Anteil mit hoher Bildung
5 Neue Formen atypischer Arbeitsverhältnisse in der Plattformökonomie
- gigWork = Plattformoekonomie Ueberbegriff für Arbeit über Plattformen oder Apps mit Unterbegriffen
- workOnDemand nur Vermittlung im Internet, Arbeit in der realen Welt (Taxi, Uebernachtung ....), auch hier Micro und Macro...
Aspekte
- zeitliche Flexibilität ist für Worker nur gut, falls es genügend gut bezahlte Angebote gibt, sonst ....
- in der Schweiz für MicroTask häufig sehr tiefe Bezahlung, MacroTasks höhere (und z.T, auch sehr gute) Bezahlung
- Einkommen meist sehr unregelmässig. Deutsches Bundesministeriums für Arbeit und Soziales: dass sich die neuen Arbeitsformen nur bedingt als Haupteinnahmequelle eignen.
- Arbeitnehmerschutz: meist tief (z.B. Uber Diskussion)
- Bundesrat selbstständig ↔ angestellt muss für jede Plattform im Einzelfall geprüft werden → lange Unsicherheitszeit
- In der Schweiz ist grundsätzlich der Arbeitgeber für die Einhaltung der Schutzbestimmungen verantwortlich. Da die Plattformen in der Regel die Endkunden als Auftraggeber und sich selbst lediglich als Vermittler verstehen, besteht das Risiko, dass sich keine Partei für die Einhaltung der Schutzbestimmungen verantwortlich sieht. Offen ist auch die Frage, ob und wie Einhaltung der Schutzbestimmungen in den neuen Arbeitsformen kontrolliert werden können.
- Attraktivität/Motivation für crowdWorker
- Arbeitslosigkeit/Unterbeschäftigung
- flexibel (örtlich/zeitlich)
- Freude an Arbeit
- sozialer Austausch, Selbstmarketing und das Erlernen neuer Fähigkeiten.
- Konkurrenz zu traditionellen Arbeitsverhältnissen: für Unternehmen gibt es neben Vorteilen (flexibel, Wissen der Crowd ...) auch Nachteile, z.B. bei Qualitätssicherung, Datenschutz, Verlust des betriebsspezifischen Wissens (an Externe oder Nirwana)
- Systematik und Prekaritätsrisiken neuer atypischer Arbeitsverhältnisse
- Arbeitsbedingungen und Die Prekaritätsrisiken in der Gig-Economy hängen v.a. ab von
- ob die Arbeit lokal oder ortsunabhängig (workOnDemand ↔ crowdWork)
- ob hohe bzw. tiefe Qualifikationsanforderungen
- Neue und herkömmliche Formen atypischer Arbeit im Vergleich
- Verbreitung neuer atypischer Arbeitsverhältnisse in der Plattformökonomie: Bestehende internationale Evidenz
- in der Schweiz machen 10% mindestens wöchentlich GigWork - meist Nebenerwerb. In Europa also zurzeit Randerscheinung
- eher jung & männlich
- Welche Evidenz besteht für die Schweiz?
- gigWork ist ein Randphänomen, jedoch ist eine Zunahme von Mehrfachbeschäftigung feststellbar
- Zukünftige Entwicklung der Plattformökonomie
- es lässt sich nicht voraussagen wo und ob sie abheben wird
Synthese und Schlussfolgerungen
- Im Jahr 2016 waren in der Schweiz rund 113'000 Personen in einem atypisch-prekären Arbeitsverhältnis beschäftigt. Dies entspricht rund 2.5% der Erwerbstätigen. keine grossen Veränderung seit 06
- der Anteil Solo-Selbständiger zwischen 2004 und 2016 bei rund 6.5% der Gesamtbevölkerung weitgehend stabil geblieben ist.
- Chancen und Risiken neuer atypischer Arbeitsverhältnisse
- Zeitliche und örtliche Flexibilität
- Arbeits- und Einkommenssicherheit
- Erwerbsmöglichkeit mit tiefer Eintrittshürde
- Höhe der Bezahlung
- Flexibler Kompetenzpool für Firmen
- Konkurrenz zu traditionellen Arbeitsverhältnissen
- Sozialstaatliche Absicherung und Kontrolle der Schutzbestimmungen