- Dietrich Bonhoeffer
- 1950???
- Ethik
- Chr. Kaiser Verlag MÃŒnchen
- LitN:Bo50.pdf
Dieses Werk wurden aus Fragementen zusammengesammelt, die der Vernich tung durch die Nazis entging. Im vorliegenden Werk sind sie nach 4 AnsÀtzen geordnet. A (1 Die Liebe Gottes und der Zerfall der Welt und 2 Kirche und Welt)
von der Nachfolge her B (3 Ethik als Gestaltung) von der Gleichgestaltung her
(4 die letzten und die vorletzten Dinge und 5(?) Christus, die
Wirklichkeit und das Gute) von der Rechtfertigung her D (6 die Geschichte und das Gute, 7 das Ethische und das Christli
che) von der Menschwerdung her
1. Liebe Gottes und der Zerfall der Welt die Welt der konflikte
Ethik reflektiert Ìber gut und böse. Dagegen betrachte die christli che Ethik schon das Wissen um gut und böse als Zeichen der Entzwei ung von der Einheit mit Gott. Der Mensch denkt nicht vonseinem Ur sprung her, sondern in seinen Möglichkeiten. Im Ursprung weiss der Mensch alles nur Yn Gott, die Denkkategorien gut und böse begreifen den Menschen ausserhalb Gott, er setzt sich selbst als UrÞ rung. (Lebenssinninterpretation Wert des Lebens geschenkt, nicht erkrampft) Von der Gottebenbildlichkeit zur geraubten Gottgleichheit. Was Gott schenkt will Mensch selbst sei.n, aber ein Geschenk ist ein Geschenk durch den Schenkenden, Essen der Frucht = in sich hineinnehmen des Geheimnisses Gottes. Das wissen um gut und böse steht allein Gott zu, darum geht es schief, als sich der Mensch das selbst aneignet. darum trennt er sich dadurch vom ewigen Leben Gottes. die scham ist das Zeichen, dass sich der Mensch der Entzweiung mit Gott erin nert, deshalb schÀmt er sich seiner Blösse, deshalb schlagen wir die Augen vor einem fremden Blick nieder, der Liebesblick der Versuch die verlorene Einheit wiederzufinden. Die Bedeckung ist ein notwendiges Zeichen der Entzweiung. So steht der Mensch zwischen Einsamkeit und Gesellschaft, muss aber immer eigenes verbergen (auch vor sich selbst). Sber die Schöpf erkraft der Menschen bleibt die Scham gebreitet, erst wenn das Werk vobendet ist, tritt es ans Licht (Leben, Kunst...) Die Scham kann nur Ueberwunden werden in der ursprÌnglich Einheit.,
in der BeschÀmung ÃŒber die Vergebung der SÃŒnden. scham und gewissen Scham ist das Zeichen fÃŒr die En tzweiung mit Gott, das Gewissen das fÃŒr die mit sich selbst. Es lÀsst das VerhÀltnis zu Gott und den Mit menschen aus dem VerhÀltnis des Menschen zu sich selbst hervorgehen. die Welt der wiedergefundenen einheit Im NT ist das Leben nicht gequÀlt problematisch, ondern freudig, ge wiss, nicht die ântzweiung, sondern die Versöhnung. der pharisÀer er stellt sein Leben ganz unter das Wissen von gut und böse und will sich selbst und den Mitmenschen ein harter Richter sein, zur Ehre Gottes. Auch Nachsicht und Milde sind ein Ausdruck dieses Ernstes um die fortwÀhrende Entscheidung um gutes oder böses handeln. Immer wenn are Jesus die Frage nach gutem oder bösem Handeln gestellt wird, bëant wortet er sie nicht, sondern antwortet aus dem Wissen um die Einheit, nicht der Entzweiung. Er wÀhlt nicht als vielen Möglichkeiten, sondern
Bonhoeffer, Ethik, A, 1 (Liebe Gottes und der Zerfall der Welt) /pharis.
lebt die eine, den Willen Gottes. Richten kommt aus dem Wis sen um gut und böse. Urteilen hindert-einem am tun, worin das gute besteht. Das Wissen um das eigene Gute vird aufgehoben, stattdessen das Wissen um dieEinheit. prÌfen Nach dem Wille Gottes muss immer wieder gesucht werden, er kann sich in einer Unzahl von Möglichkeiten verbergen. Er ist auch kein von vornherein festgelegtes System von Regeln ist, sondern in den verschie denen Lebenslagen ein jeweils neuer und verschiedener ist, darum muss immer wieder geprÌft werden, was derWille Gottes sei. Das PrÌfen das die wiedergewonne Einheit voraussetzt und immer wiederneu gewinnt. Es bedient sich aller menschlichen Planungs- und Erkenntnismethoden ohne das verzweifelte sichklammern an das eigene Guté, sondern im Wissen um Jesu Christus, um die Gnade desRichters. NatÌrlich gibt es auch ein christliches prÌfen, ob Jesu noch in einem sei und ob dasim tÀg lichen Leben verwirklicht sei.
tun Im Tun allein geschieht die Unterwerfung unter Gottes Wille. Tun ohne Selbstrechtfertigung. "Ohne mich könnt Ihr nichts tun." wörtlich! alles åadere ist kein rechtes tun. Werrichtet misstraut dem Gesetz Gottes, dasses sich selbst durchsetzt, er stellt sich darÌber und tut es nicht mehr. Dem TÀter begegnet das Gesetz niemals als Masstab des andern,
sondern immer ruft es ihn persönlich zum tun af. Gegen Verfehlungen des Bruders nur eine Möglichkeit: dasGesetz selbst tun. Voraussetzung ist das hören des Gesetzes, aber wenn es nicht so gleich getan wird, sondern ins Wissen geht, ist es wieder die Entzweiung. Nicht hören oder tun, sondern eins im anderen. Tun ist nur echt ganz in Gottes Willen aufgegangen, das beste Tun aus den reinsten Motiven, dem Willen Hottes bis zur Unkenntlichkeit Àhnlich, wenn es aus dem eigenen Wissen um gut und böse entsteht, aus der Entzweiung mit Gott ist nicht echt. liebe Die Unterscheidung zwischen Menschen in der Entzweiung und im Ursprung ist die Liebe Liebe nicht vom menschlichen her verstanden. Liebe kann nie die Wahrheit antasten oder auch nur neutralisieren. Gott ist Liebe (1. Joh. 4.16). Nur durch die Offenbarung Gottes kann man wissen was Gott und dann die Liebe ist. Die Liebe Gottes ist in der Sendung seines Sohnes erschienen. Ser ist nicht ein Verhalten von Menschen, sondern Hottes. Got t nicht Verhalten. Liebe is t jene Tat Gottes, die die Ent zweiung ÃŒberwindet. Das Gottlieben des Menschen ist kein eigenstÀndi ges lieben, sondern nur die andere Seite des von Gott geliebt werden. PaaivitÀt hier nur im theologischen Sinne, wÄ
s AktivitÀt im psycholo gischen keineswegs ausschliesst.
A, II Kirche und Welt In der Nazi Kultur kehrten Begriffe wie Vernunft, Bildung, HumanitÀt, Toleranz oder Eigengesetzlichkeit, die vorher noch kan pf parolen gegen die Kirche, das Christentum gegen Jesus waren zur Kirche zurÌck. Da durch empfing sie ein nichtgeahnte Weite entgegen der gewaltsamen Be drÀngung. Es war nicht eine kurzfristige Kampfgemeinschaft, sondern das fÌhlen, das alles was zu Christus Zuflucht nimmt nicht dem Anti anti-Christen verfallen wird.
der ganzheits- und ausschliesslichkeitsanspruch Christi Wer nicht fÌr mich ist, ist wider mich und wer nicht gegen mich ist, ist fÌr mich, beides gehörte zusammen, ohne das erste verweltlicht die Kirche, ohne das zweite wird sie fanatisch und fÌhrt zur Sklaverei. Gerade in der Verfolgung kommt das und die StÀrke zum Ausdruck. Jesus
Christus ist Zuglucht.
Bonhoeffer, Ethik, A, II: Kirche und Welt christus und die guten Christus steht zu denen die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, sei es auch eine menschliche Gerechtigkeit. In geregelten Zeiten ist er bei den Zöllnern und Dirnen, in Zeiten der Bosheit und Gesetzlosigkeit wird sich das Evangelium eher an den wenig Ìbriggebliebenen Gerechten erweisen, sie werden zu Jesus finden. WÀhrend das VerhÀltnis Jesu zu den Bösen immer wieder Ìberdacht wird, es gehört zu den entscheidenden Erkenntnissen der Reformation, blieb sein VerhÀltnis zu den Guten unbe
dacht.
B von der Gleichgestaltung her III Ethik als Gestaltung
der theoretische Ethiker und die wirklichkeit es wird nicht mehr Ìber ethische Systeme diskutiert, denn sie sind un brauchbar geworden angesichts des öffentlichen Aufbruchs von Heiligen und Bösewichtern, hier versagen diese Systeme, denn siehkönnen das grundsÀtzlich umerschiedliche nicht erkennen. Ebenso muss ethischer Fanatismus scheitern, denn obwohl er den hohen GÌtern der Wahrheit oder Gerechtigkeit dient, wird er bald das ganze aus den Augen ver lieren und sich in Einzelheiten festbeissend ins Netz gehen. Der Mann des Gewissens wird von all den Entscheidungen bald Ìberrannt und er wird kann nicht erkennen, dass ein böses Gewissen heilsamer und stÀrker ist als ein betrogenens. Der sichere Weg der Pflicht fÌhrt si cher ins Verderben. Wer sich in eigenster Freiheit einsetzt, fÌr wen die notwendi ge Tat wichtiger ist als ein unbeflecktes Gewissen und Ruf, steht in. der Gefahr in das Schlimme zu willigen um das Schlimmere zu verhÌten, ohne zu erkennen, dass das schlimmere vielleicht dasbessere sein kann. Es ist möglich sich eine private Tugendhaftigkeit zu erhalten, indem man Ìber das Unrecht um einem herum hinwegsieht. Er wird entweder an der Unruhe tuer das was er unterlÀsst zugrunde werden oder zum schlimmsten Heuchler werden. Klugheit und Einfalt miteinander verbinden. Ganz auf Gott schauen und gerade dadurch die Welt ohne anmagj.mkbómAmBm Prinzipien sehen und das Entscheidende erkennen. Das zu tun, die Welt durch Gott und umgekehrt zu sehen und nicht vomeinen zumanderen zu schielen ist nur im Ursprung möglich, yn der en tzweiten Welt nur in Jesus. menschenverÀcheer
Gott liebt den wirklichen Menschen, ohne unsere Einteilungen. WÀhrend wir versuchenÌber den Menschen hinauszuwachsen, wird er Mensch. Die Tyran nen machen das Volk schwach unsebbstÀndig usw., nehmen PopularitÀt als Zeichen ihres Wertes, betrachten das Volk als böse und es wird böse.... Ebensowenig kann die Menschenverachtung des Guten vor Gott bestehen, der sich angeekelt vor den Menschen zurÌckzieht und sein eigenese eben lebt. Gleichwertig ist auch eine Menschenliebe, die nur das Gute im Mensch liebt und das Schlechte Ìbersieht und und en tet, ohne irgendein Nein. Nur du rch die Menschwerdung Gottes ist es möglich den wirklichen Menschen zu lieben. der erfolgreiche nur indem gott durch das eigene Gericht geht, kann er sich mit den Men schen Versöhnen. Nur als von Gott gerichteterkann der Mensch vor Gott leben. In dieser Welt sind die gerichteten allerdings höchstens als bemitleidenswert anarkennt. Hier gilt der Erfolgreiche, sein Erfolg decckt
sein Unrecht zu, niemand kann ihn anklagen, was er zerstört ist nicht wiedergutzumachen, was er aufbaut nicht so leicht zu Àndern. DemgegenÌber gibt es drei Haltungen: man vergöttert den Erfolg und sdi liesst die Augen gegenÌber seiner Schuld, der Erfolg als das Gute, man sagt, dass nur das gute erfolgreich sein kann (langfristig) muss dan aber Geschichts klitterung begehen, wieder zum Satz kommen, das der Erfolg das Gute sei
Bonhoeffer, Ethik, III Ethik als Gestaltung / der erfolgreiche oder den Erfolg als das Schlechte verstehen, die dritte Möglichkeit, dass nicht Erfolg oder Erfolglosigkeit wesentlich ist, sondern um das willige Annehmen desGerichtes Gottes. die todesvergötzung Der Tod ist das letzte, wo auf irdische Ewigkeiten gebaut wird, vom neuen Menschen gesprochen wird und doch jetzt das Leben nichts gilt. Das fÌhrt zu Furcht und Trotz, leichtfertigem Spiel mit dem Leben, krampfhafter Lebensbejahung und gleichgÌltiger Lebensverachtung, das Leben ist alles oder nichts. Die Auferstehung hebt diese Vergötzung des Todes anf. man kann vom Leben nehmen was es gibt und weiss dass naci her der neue Mensch kommt. Die Nacht ist noch nicht vorÌber, aber es tagt schon.
Gleichgestaltung Jesus kann in Mensoren Gestalt gewinnen, dass heisst, dass er sie zu sich selber umformt, allles heuchlerische usw. wegnimmt. Sie mÌssen nicht mehr Gott sein wollen, sondern können ganz Mensch sein. Christus ist nicht ein Prinzip, das durchgesetzt werden mÌsste, sondern wirk licher Mensch. Nicht AllgemångÌltigkeit sein Ziel, sondern was jetzt dem konkreten Menschen wirklich hilft. der konkrete ort. es darf weder allgemein nach kasuistisch gesprochen werden, so ndern es mÌssen konkrete Urteile und Entscheidungen gewagt werden
schuldbekenntnis Es ist einZeichen der lebendigen Gegenwart Christi, dass es Menschen gibt, in denen die Erkenntnis des Abfalls von Jesus Christus nicht nur in dem Sinne wachgehalten wird, dass dieser Abfall bei den anderen kon statiert wird, sondern so, dass Menschen sich selbst anddiesem Abfall schuldig bekennen, ohne Seitenblick auf die Mitschuldigen. FÌr Moralisten ist unverstÀndlich, dass hier nicht nach den eigentlich schuldigen ge sucht wird, sondern dass Menschen, ÌberwÀltigt von ihrer eigenen Schuld vor Christus alle Schuld auf sich nehmen.
C von der Rechtfertigung her 4 Die letzten und die Vorletzten Dinge rechtfertigung als letztes vort gerechtfertigt aus gnade allein, at s Glaube allein. Es bedingt das ge wahrwerden des eigenen Schuld im vorletzten. Nicht zu werden wie Pa lus im vorletzten ist dasZiel der christlichen Botschaft, sondern wie Jesus, die Rechtfertigung, zu der automatisch das Urteil Ìber das Vorletzte gehhört. das vorletzte zwei mögliche Hal tungen: radikal nur das letzte gelten zu lassen, alles vorletzte ist fÌr den Christen SÌnde und unwichtig. der Kompromiss: die beiden Bereiche sind prinzipiell ge trennt und bedrohen einander nicht, noch mÌssen die vorletzten Dinge getan werden und das Gnadengesetz recht fertigt auch das vorletzte. Beides ist gleichermassen einseitig, erst halft allein ist die Wirklichkeit Gottes und diedes Menschen, die in Jesus eins geworden sind.
Bonhoeffer, Ethik, 4 die letzten und vorletzten Dinge
Wegbereitung Ŝum vorletzten wird etwas erst durch das letzte, also erst durch die Rechtfertigung aus Gnaden allein, d.h. wenn das vorletzte bereits aus ser Kraft ist. Das Vorletzte muss um des Letzten willen gewahrt blei ben. Es gibt ZustÀnde des Herzens, des Lebens und der Welt, die das Empfangen der Gnade in besonderer Weise hindern, d. h. das Glaubenkönnen
A endlich erschweren. Deshalb mÃŒssen wir dem Kommen der Gnade den Weg bereiten. Aber das ist vorletztes, es muss um des letzten willen geschehen. Das heisst Busse tun.
das natÌrliche Dieser Begriff ist der evangelischen Ethik verloren gegangen, das NatÌr liche wurde nur noch im Gegensatz zum Worte Gottes, nicht mehr im Gegensatz zum unnatÌrlichen gesehen, was eine schwere Orientierungs losigkeit im tÀglichen Leben zurfolge hatte. Durch den Fall wird die Kreatur zur Natur. Christus selbst ist das natÌrliche Leben eingegan gen und erst durch ihn wird es zum vorletzten. Das NatÌrliche ist die Bewahrung des Lebens vor dem UnnatÌrlichen, solange sich das Leben durchsetzt, wird das natÌrliche langfristig das unnatÌrliche besie gen, dieses kann organisiert und gewaltsam erzwungen sein, wÀhrend jenes einfach da ist und geÌbt wird. Das rechtfertigt einen gewissen Optimismus auf die immanente Geschichte der Welt, der allerdings nichts mit der allmÀhlichen Ueberwindung der SÌnde zu tun hat, begrenzt ist
er, weil zum Zeichen des nahenden Weltendes auch die Zerstörung des NatÌrlichen in jeder Hinsicht gehört. das natÌrliche leben NatÌrliches Leben ist gestaltetes Leben. Gott hat das Leben gestaltet, weil es ungestaltet sich nur vernichten kann. Die Gestaltung stellt das Leben aber zugleich in den Dienst anderen Lebens. Wo aber nur noch zÀhlt, dass das Leben in den Dienst fÌr die Gemeinschaft gestellt wird, findet eine Mechanisierung derGesellschaft statt in der das Kollektiv zu Gott wird. Zuerst muss von den Rechten des Lebens, von dem was ihm gegeben wurde gesprochen werden, erst nachher von den Pflichten. suum cuique (jedem das seine) ist die allgemeinste Formulierung der mit den natÌrlichen gegebenen Rechte. Beides gehört dazu, die Mannigfaltigkeit und die gewahrte Einheit des Rechtes. Ebensowenig darf jedem das gleiche gesagt werden wie das eigene Recht Ìber die Grenze des Rechts des anderen hinaus gehen darf. Eine Voraussetzung ist, dass jeder die grundlegende Rechte hat, werden die zugunsten derer der Gemeinschaft eingeschrÀnkt, kommt hÀufig auch die Gemeinschaft unter einer Gewaltherrschaft um ihr Recht,
jene Rechte sind die Voraussetzung fÌr diese. Wenn nachfolgend iber die Rechte geredet wird, ist die Frage nach dem Garanten dieser Rechte, das ist vor allem Gott, wobei allerdings mit lÀngeren ZeitrÀumen als denen eines Menschenlebens gerechnet werden muss. das recht auf leibliches leben Mit dem Empfangen des leiblichen Lebens ist auch das Recht auf Erhaltung dieses Lebens da. Der "eib ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch Selbstzweck. Ihn nur als Mittel zur Ewigkeit zu sehen ist nicht christlich, denn auch da wird der Mensch ein leibliche s Wesen blei ben. Der Anteil Selbstzweck schliesst auch das Recht auf leibliche Freuden ein.
selbstmord ist gerechtfertigt, wo nicht der selbstmord, sondern das sich opfern fÌr etwas im Vordergrund steht. Der Selbstmord ist der Versuch des Menschen, einem menschlich sinnlos gewordenen Leben einen letzten menschlichen Sinn zu verleihen. Moralisch ist das nicht anzugreifen, vor Gott aber sÌndig, da er aus Unglauben kommt. Der vor dem Selbst mord stehende, hört keinen Befehl mehr, höchstens ein Gnadenangebot.
Bonhoeffer, Ethik, 4 letztes und vorletztes, (C rechtfertigung), NatÌrl. fortpflanzung und weråendes Leben Im Recht auf Leben ist das Recht auf Fortpflanzung eingeschlossen. Beim Menschen gehört zum Recht auf Kinder auch das Recht auf die Wahl eines Ehepartners. Die Ehe ist mit der SchöÌfung der ersten Menschen gegeben. Völkische oder religiöse/konfessionelle EinschrÀnkungen des Rechts auf Eheschliessung verfÀlschen das natÌrliche recht der ehe in eine Sache des Heils. Abtreibung heisst sich Gott in den Weg stellen, wo er neues Leben schaffen wollte: Mord. Wenn in einer Ehe grundsÀtzlich die Ent stehung neuen Lebens verhindert wiird, ist das ebenfalls im Widerspruch zur Ehe selbst und dem Segen Gottes dazu, etwas anderes ist bewusste Geburtenregelung. Weder dasunbegrenzte Ausleben des blinden Triebes, noch die eheliche Enthaltsamkeit, noch die EmpfÀngnisverhÌtzng lösen das hier gestellte Froblem und keine der drei genannnten Möglichkeiten hat vor der anderen prinzipiell etwas voraus. freiheit des leiblichen le bens zur Erhaltung des Lebens gehört der Schutz des Leibes vor willkÌr licher Antas tung der Fra heit, niemals darf er ein Ding in den HÀn den eines anderen werden. Das SchamgefÌhl drÌckt die wesentlich Frei heit des mensbhlichen Lebens in geschlechtlicher Hinsicht aus, seine For men können verschieden sein, aber der Inhalt ist nötig fÌr eine ge meinschaftliche Ordnung. Versklavung liegt Ìberall dort vor, wo ein Mensch nur noch Mittel zum Zweck wird und nicht mehr die Wahl sei nes
Arbeitsplatzes usw. hat. Körperliche Strafensind nur da zulÀssig, wo ein Mensch noch nicht als Person angesprochen werden kann (z. B. Kleinkind) und das dadurch besser erkennen lernt, oder gegen eines sich in gemeiner Weise an Leib ader Leben Vergreifenden (Strafe), sonst ist das eine unstatthafte Entehrung.
5 Christus, die Wirklichkeit und das Gute
wirklichkeitsbegriff
In der christlichen Ethik kann es sich bei der Wirklichkeit nur um die Gottes, geoffenbart in Jesus handeln. Die positivistisch - empi rische Ethik, versucht den Normbegriff gÀnzlich auszuschalten als idealistisch, das Gute ist im Grunde das ZweckmÀssige, NÌtzliche, der (empirischen) Wirklichkeit dienliche. Dagegen die christliche. In Christus begegnet uns das Angebot, gleichzeitig an der "ottes und Weltwirklichkeit teilzunehmen, das eine nicht ohne das andere.
das denken in zwei rÀumen Im Gegensatz dazu geht das traditionelle christliche Denken von etwas anderem aus von zwei rÀumen, der eine göttlich, heilig ÌbernatÌrlich und christlich, der andere weltlich, prafon, natÌrlich und unchrist lich. Das ethische BemÌhen geht um das rechte VerhÀltnis der beiden. Es wird mit Wirklichkeiten ausserhalb der Wirklichkeit in Christus gerechnet und er damit eingeschrÀnkt. Dem benschen bleibt nichts Ìbrig, als sich unter Verzicht des Wirklic keitåganzen in einen Raum zu stel len, oder er will in beiden RÀumen zugleich sein und lebt so im ewigen Konflikt.
Es gehört nun zum wirklichen Begriff des Weltlichen, dass es immer schon in der Bewegung önmahni Brbnanganahamnunmin des Angenommenseins und Angenommenwerdens von Gott in Christus gesehen wird. Jeder Versuch der Welt auszuweichen muss frÌher oder spÀter mit einem sÌndigen Verfall an die Welt bezahlt werden.
Bonhoeffer, Ethik, C Rechtfertigung, 5 Christus, die Wirklich keit und das Gute 7
Die vier Mandate Die Welt, wie alles Geschaffene, ist durch Christus und auf Christus hin geschaffen. Die Beziehung Christus - Welt wird konkret in Mandaten Got tes, die Bibel nennt 4: Arbeit, Ehe, Obrigkeit, Kirche. Alle Menschen sind unter alle 4 göttlichen Mandat gestellt. .
Die Arbeit ist ein Schaffen von Neuem auf Grund der ersten Schö pfiu ng Gottes. Durch dieses Mandat so11 ei ne Welt entstehen, die auf Christus wartet, auf ihn ausgerichtet ist. Durch die Ehe werden Men schen erzeugt zur Verherrlichung und zum Dienste Jesu Christi. Die Obrigkeit hÀlt das geschaffene in se ner ihn durch Gottes Auftrag zu teil gewordenen Ordnung. Die Arbeit wird nicht von der Obrigkeit selbst gepflegt, aber sie untersteht ihrer Aufsicht und in gewissen Grenzen ihrer Lenkung. Niemals darf die Obrigkeit selbst zum Subjekt die ses Arbeitsbereiches werden. Durch Rechtsetzung und Schwertgewalt bewahrt die Obrigkeit die Welt fÌr die Wirklichkeit Jesu. Um Christi Willen ist ihr jedermann Gehorsam schuldig.
D von der menschwerdung her 6 Die Geshchichte und das Gute das gute und das leben Wenn wir vom Guten reden können wir das nur aus der "ituation, dass wir leben, es ist uns unmöglich von Guten schlechthin zu sprechen. Ethisches Denken bei einem isolierten Menschen anzusiedeln, der das klar erkannte Gute und schlechte in die Tat umsetzt ist ein Unding. Echte Entschei dung spielt immer in der Vieldeutigkeit einer geschichtlichen Situa tion in der der ganze Mensch inkl. Wille und Erkenntnis ist, wo nur imWagnnis der Tat selbst das gute gesucht und gefunden werden kann.
Wir können das Leben nur eben, nicht definieren. Jesus: Ich bin das Leben. Sturktur verantwortlichen Lebens stellvertretung Verantwortung beruht af Stellvertretung (der Vater arbeitet fÌr sei ne Kinder, weil sie es nicht können). Kein Mensch kann dem entgehen. Weil Jesus stellvertretend lebte, ist jedes Leben wesentlich stellvertretend. Nur der Selbstlose lebt verantwortlich, d.h. lebt. Bedrohung von zwei Seiten: Absolutsetzung des Ichs (diktatur) oder des anderen (alle an de re Verantwortlichkeit vernachlÀssigt). wirklichkeistsgemÀssheit ethisches denken muss situationsbedingt sein. Anerkennung des und Wider
spruch gegen das Faktische sind im echten Handeln unlösbar miteinander verbunden. Das Deshalb, weil die Wirklichkeit der Wirkliche is t. Chri stusgemÀsses Handeln istwirklichkeitsgemÀsses Handeln. WÀhrend alles
ideologische Handeln seine Rechtfertigung immer schon in seinem Prin zip hat, verzichtet verantwortliches Handeln auf das Wissen um seine letzte Gerechtigkeit, im Augenblick des Vollzugs wird es Gott ausge liefert. d,h, angewiesen sein auf Gnade. Verantwortung rechnet mit der Verantwortung der Mitmenschen Verantwortliches Handeln hat seine Grenze im AusmÌnden in Gottes Gnade, und der Verwortlichkeit des NÀchsten, erst das macht es verantwortlich, weder grenzenlos noch ÌbermÌtig.
Welt der dinge - sachgemÀssheit - staatskunst SachgemÀss ist das Verhalten zu Dingen, das die ursprÌnglich und ziel hafte Bez.ehung auf Gott und den Menschen beachtet. Jede Sache besitzt eine GesetzmÀssigkeit, die nicht verletzt werden darf. Es gibt aber GrenzfÀlle, wo nicht mehr das gesetzmÀssige zum Zuge kommen kann, son dern nur die ultima ration, die nackte Verantwortlichkeit (z.B. Krieg).
Bonhoeffer, Ethik, D Menschwerdung, # Geschichte und das Gutel Str,. verant.
schuldÃŒbernahme Verantwortung bedeutet Schuld zu ÃŒbernehmen, wie das Jesus sÃŒndlos gemacht hat.
gewissen Dem Gewissen ist die eigene Unversehrtheit wichtiger als die Verantwortung.' Gewissen warnt, die inte it mit sich selbst zu verlieren. Aber dieses Einheit ist die Selbstrechtfertigung des Menschen, nicht die Einheit mit Wott. Das Gewissen ist nur wahr in der Einheit mit Christus. freiheit Der Mensch entscheidet in Freiheit, in anbetracht aller gegebenen VerhÀlt nisse. Aber kein Gesetz kann in in der Entscheidung entlasten. Er hat nicht einfach zwischen Recht und Unrecht, sondern zwischen Recht und Recht, Unrecht und Unrecht zu entscheiden. Ein freies Wagnis. Aber, ist das nicht nur ein paar wenigen Grossen in seltenen Augenblicken vergönnt, besteht nicht das Leben praktisch nur aus Routine und Gehor sam. Auch in einer Gesellschaft in der die Verantwortung aus dem Leben praktisch verdrÀngt wurde kommt jeder Mensche in Situation wo er ver antwortlich handeln muss : in der Begegnung von "ensch zu Mensch. Aber auch imGehorsam géb t es Verantwortung Verantwortung im Gehorsam.leisten. Gehorsam folgt blind, Freiheit hat offene Augen. Im Gehorsam befolgt der Mensch den Dekalog Gottes, in Freiheit schafft der Mensch neue Dekaloge.
In der Verantwortung realisiert sich beides.
Der Ort der Verantwortung
der beruf
In jeder menschlichen Situation kann ich von Gott gerufen werden, als Sklave, eheloer .... und diese Situation ist mein Beruf. Das ist aller dings keine Rechtfertigung der weltlichen Ordnung er enthÀlt auch das stÀrkste Nein dazu. So ist zwar die mir im Beruf gesetzte Aufgabe eine begrenzte, zugleich aber stösst die Verantwortung vor dem Ruf Jesu durch alle Grenzen hindurch.
7 Das Ethische und das Christliche als Thema ermÀchtigung zum ethischen reden Das schwierige sind ja nicht die grossen Entscheidungen, sondern die vie len alltÀglichen Routinesachen. Der Mensch ist kein lebenslÀnglicher Ethikstudent. Alles hat seine Zeit, auch das ethische. Ethisches gehört in Grenzsituationen, wo eine Gemeinschaft zurbricht. Aber ist sie in einem guvissen Sinne nicht immer im Zuge, das zu tun (Analogie zur Erb sÌnde.) FÌr den Einzelnen wie dé é Gemeinschaft gilt, dass es neben Grenz situationen, wo das ethische zum Thema wird, auch Zeiten geben muss, wo es selbstverstÀndlich wird, alles andere wÌrde das Leben schÀdigen. Ethiker sollen keinen Lebenskodex austelden, sondern helfen zu lernen mitzuleben ohne soll. Beim ethischen Reden kommt es nicht nur auf den
Inhalt, sondern auch auf die ErmÀchtigung (z.B. durch die Erfahrung) an. Es kann nur in konkreter Bindung ethisch gesprochen werden. Es schliesst immer AutrotitÀtsverhÀltnisse in sich.
das gebot gottes, uffasst das gneze Leben ist unbedingt und total, es ist die einzige Er mÀchtigung zur ethischen Rede. Est ist die Beanspruchung des Menschen durch Gott in Jesus. Es kann nur in Zeit und Raum gehört werden, konkret. E's spricht in geschichtlicher Gestalt. Das Gebot Gottes ist die Erlaub nis als Mensche vor ott zu leben. In der Mitte des Lebens, nicht in Granzsituationen (in der Ehe, nicht gegen den Ehebruch).Es geht nic t um dauerndes entscheiden mÌssen darf ich, sondern um das Ergreifen der göttlichen Erlaubnis zu leben.
Bonhoeffer, Ethik, D von der Menschwerdung her, 7 eth. + Christliches das konkrete Gebot und die göttlichen Mandate Das Gebot Gottes ist nicht Ìberall zu finden, sondern dort wo in der. Christusovvenbarung begrÌndete göttliche Mandate sind in der Kirche, Ehe und Familie, Kultur und Obrigkeit. Der TrÀger des Mandats han delt in Stellvertretung. Das Gebot Gottes will dem Menschen immer in einem klareen oben und unten begegnen, das allerdings nicht mit der weltlichen Machtverteilung identšsche sein muss, oben und unten ge hören zusammen und beide sind unter dem Mandate Gottes und nur dadurch gerechtfertigt.
das Gebot in der Kirche Zwéi einander ergÀnzende Aspekte Predigt (Offenbarung) und Beichte (kon kretes Gebot), Beides ist VerkÌndngung göttlicher Offenbarung. Predigt amt oben, durch Gottes Mandat, Gemeinde unten. Die Kireche als eigenes Gemeinwesen steht unter einer doppelten göttlichen Bestimmung, der sie gerecht zu werden hat: der Ausrichtung aufdie Welt und ger de darin der Ausrichtung auf sich selbst als der StÀtte der Gegenwart Jesu Chri sti.